Das Fleisch unserer Kinder - das Projekt "migrant bodies" geht in Bassano zu Ende
Bassano del Grappa ist eine beschaulicher, kleiner Ort nördlich von Venedig. In zwei Stunden ist man in der Lagunenstadt, in drei im Nachbarland Slowenien. Wie der Name verrät, gehört die Herstellung von Grappa zu den Attraktionen der Kleinstadt. Touristen machen hier wegen der Destillerien halt. Die Holzbrücke „Ponte degli Alpini“ aus dem 13. Jahrhundert ist ein vielfach fotografiertes Motiv. Was allerdings kaum ein Besucher weiß: Bassano beherbergt auch eines der wichtigsten zeitgenössischen Tanztheater Europas: das Centro per la Scena Contemporanea Bassano del Grappa, wo das zweijährigeProjekt "migrant bodies" seinen Abschluss fand.
Ich bin falsch angezogen - schwarzer Rock, helle Bluse sind für gewöhnlich genau das richtige Outfit für eine Konferenz, aber „migrant bodies“ in Bassano del Grappa ist anders als andere Konferenz. Hier geht es nicht nur theoretisch um den Körper und was Migration mit ihm macht. Hier sollen sich die Konferenzteilnehmer auch auf physischer Ebene mit dem Phänomen der Migration auseinandersetzen.
Für mich heißt das Notizheft und Stift wieder wegpacken und stattdessen mit anderen Konferenzteilnehmern wild durch die Gegend tanzen. Roberto Casarotta - Leiter des lokalen Tanztheaters und Mitveranstalter der Konferenz – hat den Innenhof des städtischen Museums kurzerhand zur Tanzfläche erklärt. Nicht alle Konferenzteilnehmer lassen sich auf das Experiment ein, aber die, die es tun, strahlen zufrieden am Ende der 45 Minuten. „In der heutigen digitalen Zeit vergessen wir allzu leicht, dass wir einen Körper haben. Wir Tänzer und Choreografen wissen aber, dass Worte, Sätze und Theorien allein den Kern eines Phänomens gar nicht erfassen.“
Und so sind begehbare Videoinstallationen, Tanztheaterstücke und live Performances genauso Teil dieser Abschlusskonferenz wie Gesprächsrunden mit Experten. „Schon von Anfang an im Jahr 2013 wollten wir mit dem Begriff Migration spielerischer und vor allem physischer umgehen.“, erzählt Elisabetta Bisaro. Sie arbeitet für ein Kulturzentrum in den Außenbezirken von Paris. „Um uns herum gibt es eine große asiatische Community aber auch viele Araber. Als wir beschlossen das Projekt zu unterstützen, war das wichtigste für uns mit diesen Gruppen in Kontakt zu kommen.“ Und genau diese Kontaktaufnahme ist in den Arbeiten der Tänzer, Choreografen und Video-Künstler teilweise auf beeindruckende Art und Weise gelungen.
Der Kroate Antonio Gabelic filmt aus dem Auto heraus. Zu sehen sind Mittelstreifen, Stoppschilder, Zäune, Fußgängerübergänge, Grenzhäuser – all diese Orte menschenleer und monoton. In präzisen Untertiteln stellt er dann einige der wichtigsten Fragen der europäischen Migrationspolitik. Interessiert sich Europa überhaupt für die Fluchtgeschichten derer, die nach Europa kommen? Oder existieren Migranten nur noch als Zahlenwerk und Quotenregelung?
Jacques Hoeppfner und Cecile Proust lassen die Migranten selbst von ihren bitteren Erfahrungen berichten. So fasst eine Italienerin, die in Paris lebt, den Rassismus im Alltag so zusammen: „Sobald ein Makler den arabischen Nachnamen meines Freundes hört, ist das Gespräch beendet! Wenn das so weiter geht, werden die Außenbezirke von Paris immer braun und arm bleiben und die Innenbezirke weiß und reich sein.“
Um diese sozialen und politischen Implikationen von Migration dreht sich auch die Expertenrunde. Auffällig dabei, die geladenen Politiker und NGO-Vertreter sprechen zwar über Ankünfte von Flüchtlingsbooten über das Mittelmeer, aber meiden alle den Begriff des „Flüchtlingsstroms“. Der Vizebürgermeister von Lampedusa beschreibt die Lage so: „Durch unsere Nähe zu Afrika retten wir immer wieder Menschen aus Seenot. Aber Tatsache ist: Lampedusa ist nicht die Insel der vielen Überlebenden, sondern die Insel der vielen Toten.“ Tatsächlich schafft nur ein Bruchteil der Bootsflüchtlinge die Überfahrt nach Europa. Carlo Zagato arbeitet für eine regierungsunabhängige Flüchtlingsorganisation und formuliert das so: „Wir haben zu wenig Fakten und zu viele Mythen, wenn es um das Thema Migration geht. Fakt ist zum Beispiel, dass es bisher nicht keine einzige Untersuchung darüber gibt, wie viele Menschen bei der Überfahrt nach Europa tagtäglich ertrinken.“
Was diese Ignoranz bedeutet, wird auf eine intensive und physische Weise in der Live-Performance der kanadischen Künsterlin Su-Feh Lee deutlich. Sie empfängt uns in einem abgedunkelten Raum. Nie mehr als 20 Personen dürfen auf den Bierbänken Platz nehmen. Auf dem Boden sitzt die Künstlerin mit ihrem Laptop und trägt vor – Geschichten rund um die eigene Migration aus Malaysia, aber auch Geschehnisse und Gedichte, die sie während der letzten zwei Jahre durch das Projekt „migrant bodies“ gesammelt hat. Und so berichtet sie von den Müttern in tunesischen Fischerdörfern, die keinen Fisch mehr kochen. Sie sagen, es sei das Fleisch ihrer Söhne und Töchter, die bei der Überfahrt nach Europa verstorbenen sind.
What is working in a small dance partner organisation ?
Multitasking !
Merel Pecha Kuching in Grenoble (2014)
In the last few months my world became bigger because of lots of travelling and encounters with new people.
and... Another Pecha Kucha from Loïc: Zagreb May 2015
This is me as a child… Every christimas and summer I go back home to my family, it feels like a nest. Like connecting and reconnecting with grounding values. It is always very refreshing and fulfilling...
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Pecha Kucha Zagreb/Merel (May 2015)
Merel Heering